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Citizen-Science-Projekt: Meerechsen-Zählen auf Galapagos

Erde|Umwelt

Citizen-Science-Projekt: Meerechsen-Zählen auf Galapagos
Meerechsen
Drohnenbild von Meerechsen auf der Insel Fernandina. © Iguanas from Above

Meerechsen gibt es nur auf den Galapagosinseln, doch wie viele es sind, blieb bislang unklar. Abhilfe schaffen soll nun eine drohnengestützte Zählung, bei der auch die Mithilfe von Laien gefragt ist. Im Citizen-Science-Projekt „Iguanas from Above“ können Freiwillige helfen, die Drohnenaufnahmen auszuwerten und Meerechsen, aber auch andere Tiere sowie Plastikmüll zu zählen. Parallel dazu haben Biologen auch vor Ort Untersuchungen der bedrohten Leguanart durchgeführt.

Meerechsen (Amblyrhynchus cristatus) sind die einzigen Leguane, die ihre Nahrung im Meer suchen. Die teils dunkel gefärbten, teils farbig gezeichneten Tiere tauchen dafür zum Meeresgrund und weiden dort Algen ab. Das weltweit einzige Vorkommen dieser Meerechsen ist das Galapagos-Archipel. Auf den verschiedenen Inseln leben unterschiedliche, teils nicht mehr miteinander kreuzbare Unterarten. Doch wie viele dieser bedrohten Reptilien es überhaupt noch gibt, ist nicht bekannt. Viele Gebiete sind schwer zugänglich und eine umfassende Bestandsaufnahme fehlte bislang.

Meerechsen-Volkszählung per Drohne

Das möchte ein Team um Amy MacLeod von der Universität Leipzig nun ändern. Sie hat zwei Projekte gestartet, mit deren Hilfe die Zahl und die Lebensweise der seltenen Meerechsen besser erforscht werden soll. „Unser ultimatives Ziel ist es, genaue und detaillierte Zählungen für jede der elf Unterarten zu erstellen“, sagt MacLeod. Dafür haben die Forschenden in den vergangenen Wochen Drohnen eingesetzt, um auf den Galapagos-Inseln die Lebensräume der Meerechsen aus der Luft abzufotografieren. „Der Einsatz von Drohnen macht viele Orte zugänglich, die zuvor nicht erreichbar waren“, erläutert die Biologin. „Er vermeidet das Anlanden von Booten auf diesen abgelegenen Inseln, was – selbst wenn möglich – aufgrund der rauen See und der scharfen Felsen normalerweise sehr gefährlich ist.“

Die mit den Drohnen erstellten Luftbilder müssen nun ausgewertet werden – und dabei können auch Laien helfen. Im Citizen-Science-Projekt „Iguanas from Above“ gilt es, die Aufnahmen anzuschauen und darin die Meerechsen zu zählen, aber auch andere Arten wie Galapagos-Seelöwen und verschiedene Seevögel. „Damit könnten wir künftig unsere Daten schneller auswerten, die Populationsgrößenerhebungen öfter wiederholen und diese bedrohte Art endlich richtig überwachen“, sagt MacLeod. Die im Freiwilligenprojekt gewonnen Daten sollen zudem helfen, einen Trainingssatz an Bildern und Zähldaten für eine lernfähige künstliche Intelligenz zu erstellen. Sie könnte dann künftig bei der Auswertung solcher Luftbilder helfen.

Mehr Aufschluss über Bedrohung

„Es wird eine Weile dauern, die Leguane anhand der Bilder zu zählen. Wir haben aber bereits gesehen, dass die auf der Insel Marchena gefundene Unterart der Meeresleguane viel seltener zu sein scheint als erwartet“, berichtet MacLeod. Diese Erkenntnis sei unter Naturschutzaspekten wichtig. Auf anderen Inseln wie Darwin und Wolf ist die Zahl der Meerechsen hingegen noch weitgehend unbekannt. „Da diese Inseln selten von Forschern besucht werden und das Fangen von Leguanen dort sehr schwierig ist, wurden sie in der Vergangenheit nicht oft beprobt und sind daher ziemlich mysteriös geblieben“, erklärt die Biologin. Ergänzend zu den Luftaufnahmen haben sie und ihr Team vor Ort Blut- und Hautproben von Leguanen sowie Algen aus ihrem Lebensraum gesammelt, um auch mehr Erkenntnisse über deren Ernährung zu bekommen.

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Ebenfalls Teil des Zählprojekts ist die Frage, wie stark die Strände und Landflächen der Galapagosinseln mit Plastikmüll verschmutzt sind. „Da uns das Sorgen bereitet und wir die Kunststoffe auf unseren Bildern deutlich sehen konnten, haben wir andere Forscher kontaktiert, um gemeinsam daran zu arbeiten, unsere Drohnenbilder für die Untersuchung von Kunststoffen zu verwenden“, erläutert McLeod. Auch im Citizen-Science-Projekt soll der Plastikmüll mitgezählt werden. Es sei wichtig zu wissen, woher das Plastik kommt und wo es landet, um sowohl die Quelle als auch das Ergebnis des Problems zu behandeln, so die Forscherin. Die Daten sollen auch für gezielte Reinigungsaktionen verwendet werden, die Plastik von Orten entfernen, an denen es die Tierwelt bedroht. Neben dem Plastikmüll gefährden auch immer mehr Menschen und eingeschleppte Tiere die seltenen Meerechsen auf dem Archipel, hinzu kommen Belastungen durch den Klimawandel und eine Ölpest.

Das Projekt „Iguanas from Above“ ist auch auf der Citizen-Science-Plattform Zooniverse zu finden.

Quelle: Universität Leipzig

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