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Der Motor des „jungen Europa“

Fernhandel um das Jahr 1000

Der Motor des „jungen Europa“
Wer den Fernhandel über Länder und Kontinente hinweg für ein Produkt der Neuzeit hält, liegt gründlich daneben: Bereits im frühen Mittelalter gab es einen regen Warenaustausch zwischen Ost und West, Nord und Süd.

„Die Stadt Prag ist aus Steinen und Kalk erbaut, und sie ist der größte Handelsplatz jener Länder. Zu ihr kommen aus der Stadt Krakau die Rus und die Slawen mit Waren, und es kommen zu ihnen aus den Ländern der Türken [gemeint sind die Ungarn] Mohammedaner, Juden und Türken gleichfalls mit Waren und gangbaren Münzen und führen von ihnen Sklaven, Zinn und verschiedene Felle aus. Ihr Land ist das beste von den Ländern des Nordens und das reichste an Lebensunterhalt. Für einen Pfennig verkauft man ihnen so viel Weizen, daß ein Mann daran für einen Monat genug hat, und man verkauft bei ihnen an Gerste für einen Pfennig das Futter von 40 Nächten für ein Reittier, und man verkauft bei ihnen zehn Hühner um einen Pfennig. In der Stadt Prag verfertigt man Sättel, Zaumzeug und dicke Schilde, die in ihren Ländern in Gebrauch sind. Auch verfertigt man im Lande Böhmen dünne locker gewebte Tüchelchen wie Netze, die man zu nichts anwenden kann. Ihr Preis ist bei ihnen wertbeständig: zehn Tücher für einen Pfennig. Mit ihnen handeln und verrechnen sie untereinander. Davon besitzen sie ganze Truhen. Die sind ihr Vermögen, und die kostbarsten Dinge kauft man dafür: Weizen, Sklaven, Pferde, Gold, Silber und alle Dinge.“ Diese Schilderung Prags steht im Zentrum eines Berichtes, den der jüdisch-arabische Händler und Gesandte Ibrahim ibn Ya’kub aus Tortosa (in Katalanien) von einer Reise verfaßte, die ihn in den 60er Jahren des 10. Jahrhunderts in das Land der Slawen geführt hatte, zu den Nachbarn der Deutschen. Deren König und Kaiser, Otto den Großen, hatte er bei dieser Gelegenheit ebenfalls besucht. Ibrahim wollte seine intimen Kenntnisse vom Handelsgeschehen im deutsch-slawischen Grenzraum einem breiteren Personenkreis vermitteln, für den die Städte auf dem Weg dorthin ebenso von Interesse waren. Daher beschrieb er auch Mainz, wo ihm aus Indien importierte Gewürze sowie aus dem zentralasiatischen Samarkand stammende Silbermünzen (Dirhems) aufgefallen waren, die schon seit einem halben Jahrhundert im Umlauf waren…

Prof. Dr. Christian Lübke

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