Was haben, Mäuse, Fliegen und Menschen gemeinsam? Sehr viel, weiß der Molekularbiologe. Es kommt eben nur darauf an, wie man die Bausteine zusammensetzt.
Einem Baukasten mit ganz unterschiedlichen Bestandteilen gleicht auch das Buch „Die Maus, die Fliege und der Mensch“ von Franmois Jacob: Da geht es zuerst einmal um die Bedeutung des Unvorhersehbaren. Demnach ist eine wissenschaftliche Entdeckung um so bedeutender, je mehr Überraschung sie auslöst. Unvorhersehbar heißt aber auch: Niemand kann wissen, was morgen geschehen wird. Jacob spielt darauf an, daß die Gesellschaft häufig schon die Erkenntnis einer Wissenschaft für ihre anschließende Anwendung verantwortlich macht. Erkenntnis an sich, so der Nobelpreisträger und Pionier der Molekularbiologie, könne aber nicht falsch oder richtig sein. Die Gefahr einer Wissenschaft liege in ihrer Anwendung, nicht in dem Wissen selbst. Das gelte auch für die Molekularbiologie, die in den vergangenen Jahren immer stärker ins Kreuzfeuer der Kritik geraten ist.
Philosophisch wird es, wenn Jacob sich mit Fragen beschäftigt wie: Gibt es Erkenntnisse, die zu einem Wissen führen, das die Menschen besser nicht erlangen würden? Müssen wir aufhören, bestimmte Dinge herauszufinden, aus Furcht davor, wie die Erkenntnis angewandt werden könnte? Oder liegt die Gefahr für die Menschheit nicht eher in der Unwissenheit als in der Erkenntnis?
Überall in diesem Buch steht Wissenschaftshistorisches neben Autobiographischem, wechseln Kostproben aus der griechischen Mythologie mit Anekdoten aus dem Forscherleben. Ein Schuß Ironie macht die Lektüre zum Vergnügen.
Franáois Jacob DIE MAUS, DIE FLIEGE UND DER MENSCH Über die moderne Genforschung Berlin Verlag Berlin 1998 240 S., DM 36,-
Julia Thiele / François Jacob